Unkonventionell sind archetypische Bilder unserer Zeit zu einem Kaleidoskop
zusammengebaut. Die Figuren sind unterwegs, in eleganten Expresszügen mit
Abteil, in der Lokalbahn, im Bus. Sind sie allein, bilden sie Paare, wie etwa
das Au-Pair-Mädchen Kunigunde mit dem verstörten Arbeitslosen Eduard,
der während einer kurzen Lokalbahnfahrt seine "Jungfräulichkeit"
mit Kunigundes Hilfe loswerden will. Oder das mondän-morbide Paar Robin
et Marion, die den Plätzen ihrer einst wahnhaften Liebe erfolglos nachfahren.
Oder das Fabrikantenehepaar Joshua und Margarethe, die, im vierten Ehe-Jahrzehnt
aneinandergekettet, mit entgegengesetzten Zielen nebeneinander herfahren. Nicht
anders das kleinbürgerliche Paar Georgi und Dolores, hier auf der Fahrt
zu einem banalen Ziel eines Verwandtenbesuches, die, einander quälend,
nach außen hin zusammenhaltend den familiären Anstand wahren. Ihr
Sohn ist das Kind Arthur (6).
Big Ben und Leroi, die den Ausbruch aus der Norm nicht gemeistert haben, sind
ins Kriminelle abgerutschte Existenzen, unterwegs auf der Suche nach Opfern.
Es scheint, dass nur Annika, 90 und Arthur mit 17, nachdem er die Schule abgebrochen
hat und aus der Familie ausgebrochen ist, zwei Außenseiter, eine unbelastete
Zuneigung zueinander haben, vielleicht weil es hier nicht um die Illusion der
Verliebtheit geht. Übrigens scheinen alle Protagonisten des Stückes
wie eine große Familie zusammen zu gehören als Kinder, Enkelkinder
oder Urenkelkinder der uralten Annika, die ihr Leben im Zug verbringt (Bahnhofdirektorswitwe),
weil sie zwischen den Wohnorten ihrer zahllosen Kinder hin und her fahrend ständig
unterwegs ist.
Das Stück ist quasi eine halluzinatorische Vision Arthurs, der die Menschen
mit seherischen Fähigkeiten mitfühlend erfasst. Im letzten Bild erscheint
er als süchtiger Bettler: "One Dollar please", doch seine Mutter,
Dolores, erkennt den Sohn nicht und ruft die Polizei.